Neue Mensa als Geschichtsbuch

In der Renteischeune blieben Wandgemälde aus dem 2. Weltkrieg erhalten

Georg Geers

Beim Neubau des Kindergartens und der Umgestaltungen der angrenzenden Alten Rentei wurde auch die dazugehörige Scheune einer neuen Nutzung zugeführt. Sie dient dem Kindergarten wie auch der gegenüberliegenden Grundschule als Mensa. Nach der Entkernung des Gebäudes und energetischer Sanierung entstand ein Schmuckstück, dass seinen ehemaligen Charme durch die behutsamen Umbaumaßnahmen noch heute ausstrahlt. 

Zu einer schmucken Mensa wurde die Renteischeune umgestaltet

Von 1941 bis 1945 diente die Scheune der Alten Rentei in den Wirren des 2. Weltkrieges als Lager für französische Gefangene. Für das Jahr 1941 sind in alten Aufzeichnungen 49 Franzosen inhaftierte Franzosen genannt. Aufgeteilt in drei Gruppen wurden diese wochentags zum Arbeitsdienst auf die Höfe in der Region gebracht. Frühmorgens ging es unter Aufsicht Richtung Döthen und Bockraden, Sussum und Besten sowie nach Basum. Als Gegenleistung für die Arbeiten, die die Gefangenen auf den Höfen verrichteten, hatten die Bauern die Verpflegung zu stellen. Auch die Wäsche der Kriegsgefangenen wurde auf den Höfen gewaschen.  

Dezent „verschwindet“ der Kindergartenneubau hinter dem alten Gebäudeensemble. Die Rentei (links) beherbergt die Kinderkrippe. Im Dachgeschoss ist unter anderem das Archiv des Heimatvereins untergebracht. Rechts im Bild die Rentei-Scheune. 

Auf den Kalkputz an den Wänden in der Renteischeune blieben Gemälde erhalten, die 70 Jahre nach Kriegsende wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken sollten. Vier großformatige Wandbilder befinden sich an den nordwestlichen sowie nordöstlichen Wänden. Ein weiteres Wandbild an der Nordostwand war bis zur Unkenntlichkeit verwittert und konnte nicht erhalten werden. Sind diese Gemälde auch künstlerisch als nicht besonders wertvoll anzusehen, stellen sie dennoch Zeitdokumente dar, die uns den Wert von Frieden und Freiheit bildlich vor Augen führen können. Sie vermitteln den vielen Kindern, die hier in den kommenden Jahren ein- und ausgehen werden anschaulich ein Stück Geschichte und bilden damit eindrucksvolle Zeugnisse gegen das Vergessen. Was der oder die Maler mit seinen Gemälden ausdrücken wollte, kann man heute nur erahnen.

Von einer Fachfirma wurden die Wandgemälde in der neuen Mensa aufgefrischt und konserviert.

Die vier Wandgemälde zeigen Szenen aus dem Landleben und dokumentieren damit die tagtägliche Arbeit, die die Gefangenen zu verrichten hatten. Die Sehnsucht zurück nach Hause hat sicherlich Pate gestanden habe, als diese Gemälde entstanden. Szenen aus der Landwirtschaft mit Fachwerkhof und Kühen, aber auch eine Eisenbahn, die am Horizont, in dessen Wolken sich der Eiffelturm als Synonym der Heimat spiegelt, zu entschwinden scheint, sind an den Wänden zu sehen. Ein weiteres Bild zeigt einen französischen Haustyp mit eleganter Dame und spielenden Kindern. 

Fluchtgedanken mit einer rotorbestückten Kuh ist eines der Motive, das von französischen Gefangenen geschaffen wurde. Das Foto entstand vor der Restaurierung. Fotos: Georg Geers

Aber auch Skizzen eines „Fluchtfahrzeugs“ in Form einer Kuh mit Rotorblätter wurden an einer Wand verewigt. Für die Erhaltung durch fachgerechte Restauration und Konservierung haben sich die Gemeinde Eggermühlen und der Heimatverein stark gemacht.