„Grünen Daumen“ vom Großvater geerbt
/Gärtnerei Göcke schließt Ladengeschäft zum 30. Juni
Ob Trauerfloristik, Frischblumen oder Tischdekorationen. Für Blumenschmuck war die Gärtnerei Göcke über Jahrzehnte eine kompetente Anlaufstelle für Kunden aus einem weiten Einzugsgebiet. Seit 1982 betreibt Heiner Göcke das Unternehmen in dritter Generation. Noch bis zum 30. Juni. Dann gehört der Ladenverkauf der Vergangenheit an. Mit seinem langjährigen Mitarbeiter Frank Wilberding kümmert sich Göcke aber weiterhin um Gehölzschnitt und Pflegearbeiten.
„Wir sind quasi eine Familie“ sagt Heiner Göcke über das hervorragende Betriebsklima seiner Mannschaft. Unser Foto zeigt v.l. Seniorchefin Wilma Göcke, Heiner Göcke, Stefanie Heine, Frank Wilberding, Mechthild Göcke, Katja Borgmann, Petra Küthe und Claudia Plagge
„Wir möchten nach den drei Jahrzehnten, in denen wir sieben Tage in der Woche für unsere Kundschaft hinter der Ladentheke gestanden haben, nun kürzertreten“, so das Ehepaar Göcke. Gern hätten sie den Betrieb an eine ihrer langjährigen Mitarbeiterinnen übergeben. Durch das permanente Präsentsein, dass die Führung eines solchen Unternehmens erfordere, sei das aber leider nicht gelungen. Alle Mitarbeiterinnen hätten bereits neue Jobs in der Umgebung gefunden. „Uns wird die Kundennähe, die hier sicherlich einzigartig war, ganz bestimmt fehlen“, so Petra Küthe. Seit 20 Jahren berät die Floristin Kunden, kreirt Trauerfloristik, Brautsträuße oder Tischarragements. „Um individuelle Kundenwünsche realisieren und ausführen zu können, waren für uns ein enger Kundenkontakt und vor allem eine individuelle Beratung wichtigste Kriterien“, sagt Mechthild Göcke. Viele tausend Kränze wurden in der Gärtnerei Göcke handgebunden und mit üppigem Blumenschmuck ausgestattet. Unzählige individuelle Brautsträuße entstanden in der „Blumenwerkstatt“.
Das Gründerehepaar Elisabeth und Wilhelm Dierker (4.+3. v.r.) mit der Familie Kamlage (v.l.links Josef, Christa, Besuch aus Osnabrück, Heinz Kamlage und Fritz Buchholz (rechts) im Garten des Schlosses Eggermühlen. Vor der Orangerie, dem Herzstück der weitläufigen Gartenanlage, sind die damals noch Sandsteinskulpturen zu sehen, die die vier Erdteile verkörpern. Diese befinden sich heute im Park des Osnabrücker Schlosses.
Gern hat Heiner Göcke seinen Beruf ausgeübt. Gehölzschnitt und Pflegearbeiten führt er auch künftig durch.
Als Gutsgärtner gestartet
Im Jahr 1927 war Großvater Wilhelm Dierker als Gutsgärtner in den Dienst der Familie von Boeselager getreten. Er kümmerte sich um Schloßpark und die vielfältige Vegetation in der angrenzenden Orangerie. 1940 eröffnete er mit seiner Frau Elisabeth, geborene Tewes, im Gärtnerhaus jenseits der Großen Allee einen Blumenladen. Hier verkaufte Elisabeth Dierker Sämereien und Obstgehölze. In den Herbst- und Wintermonaten bereiste sie mit dem Fahrrad die Höfe der Region. Von Schwagstorf über Bippen bis Berge schätzte man die quirlige Geschäftsfrau, die dann Bestellungen für Sämereien, für Rüben- und Runkelsaaten oder Baumsetzlinge aufnahm.
Wilma und Heinrich Göcke mit Sohn vor der Orangerie des Eggermühlener Schlosses
15 Kränze auf dem Fahrrad
Schon damals war auch die Kranzbinderei eines ihrer Standbeine. Die Kränze wurden dann mit dem Fahrrad ausgeliefert. Eine Schilderung seines Großvaters, wie diese Auslieferung erfolgte, hat Heiner Göcke noch heute präsent. So hätte seine Großmutter einmal 15 Beerdigungskränze mit dem Fahrrad nach Bippen transportiert. In einer Tour wohlgemerkt. Der Preis für einen Kranz, der zwar etwas kleiner als die heutige Kränze gewesen sei, habe in den Anfangsjahren 5,- D-Mark betragen.
Heinrich Göcke trat am 1. Mai 1950 in die Fußstapfen seines Schwiegeraters und in den Dienst des Baron von Boeselager. Bereits 1957 hatte er mit seiner Frau Wilma, in einem der ersten Häuser in der zaghaft wachsendem Siedlung an der Kirche ein neues Ladengeschäft errichtet. Während seine Frau Wilma sich um den Ladenverkauf kümmerte, arbeitete Göcke bis 1981 zudem als Gärtner auf dem Gut von Boeselager.
Die „Lichternächte bei Göcke“ lockten in den letzten Jahren viele Besucher nach Eggermühlen.
Anerkannter Ausbildungsbetrieb
Mittlerweile hatte Sohn Heiner 1980 seine Meisterprüfung absolviert und stieg 1982 in den väterlichen Betrieb ein. Seine Frau Mechthild, geborene Altmann, kümmerte sich ab 1988 neben dem Ladengeschäft um die Buchhaltung. Mit Fortbildungsseminaren, unter anderem für Trauer- oder Hochzeitsfloristik, erweiterte Heiner Göcke sein Wissen und seine Fachkompetenz. Eine Reihe von Auszubildenden erlangten in der Gärtnerei das Rüstzeug für ihren beruflichen Werdegang. 1983 wurde ein Neubau errichtet, auf einem Nachbargrundstück entstanden Folientunnel und 2011 erfolgte mit einem Anbau die Erweiterung der Verkaufsfläche. Als besondere Events zogen die „Lichterabende“ Jahr für Jahr viele Besucher in die illuminierten Verkaufsräume.
Der Umgang mit unserer Kundschaft, besonders auch der „Schnack zwischendurch“, da sind sich Firmenleitung und das Verkaufsteam sicher, das wird uns künftig fehlen. „Dat dat, wat wi in al de Jahre uppbauet hebt, hüte tau Ende gaht“ so Senionchefin Wilma Göcke, „dat is al traurig, oavwer was schall man moaken, wenn sück kien Nachfolger findet“.